Pfalzmuseum für Naturkunde

draußen zuhause

Dezember

Austern gesichtet!

Das klingt natürlich jetzt irgendwie seltsam, denn wo soll man bei uns im Garten schon Austern finden. Wir haben zwar einen Tümpel auf unserer Anlage, dieser dient aber nicht der Austernzucht. Worauf wir hier anspielen sind Austernpilze, auch Austern-Seitlinge (Pleurotus ostreatus) genannt. Es handelt sich um einen Pilz, der als Schwächeparasit unterschiedliche Hölzer bewachsen kann. Auf dem Foto sitzt er auf dem Stamm einer Bruch-Weide (Salix fragilis). Seine Fruchtkörper sind zungen- bis spatelförmig und variieren von hell- bis dunkelgrau, stellenweise auch braun. Auf der Hutunterseite sitzen die dicht gedrängten weißen Lamellen, zwischen denen die Sporen für die Verbreitung ausgebildet werden. Übrigens: Dies ist einer der wenigen Pilze, die ihr sogar im Supermarkt kaufen könnt. In der Natur zu finden sind Austern-Seitlinge nur in der kalten Jahreszeit, denn erst Temperaturen unter 11 Grad lösen den Wachstumsprozess der Pilzfruchtkörper aus.

Anlauf holen fürs Neue Jahr

Man könnte denken, die Natur spielt schon wieder verrückt. Läuft man jetzt durch den Museumsgarten, sieht man zahlreiches Laub auf dem Boden liegen und Pflanzen, die bereits am vergehen sind. Doch hin und wieder fallen riesige Blattrosetten auf. Sie sehen frisch und erst neu gebildet aus. Wie kann das sein, im Winter? Blattrosetten werden am Stängelgrund gebildet und bestehen aus mindestens drei Blättern. Regelmäßig kann man dies bei zweijährigen Pflanzen beobachten. Ihr Lebenszyklus dauert insgesamt zwei Vegetationsperioden. Im ersten Jahr nach der Keimung bleiben die Pflanzen vollständig vegetativ (nur Blätter und Wurzeln). Dieses Stadium sieht man bei uns im Garten derzeit mehrfach. Besonders groß sind die Rosetten bei den Königskerzen (Verbascum). In der zweiten Vegetationsperiode folgt die Ausbildung von Blüten und Früchten.

Hirschsichtung im Garten

Bald ist Weihnachten und da können einem schon seltsame Dinge und Assoziationen beim Betrachten der Natur einfallen. Natürlich gibt es keine Hirsche oder Rentiere im eigentlichen Sinne im Museumsgarten. Aber ihre Geweihe! Auch wieder etwas geflunkert … es gibt etwas, was aussieht wie das Geweih eines Hirsches und auch daher seinen Namen hat: die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon). Hierbei handelt es sich um einen Pilz, der auf Laubholzstümpfen und abgefallenen Ästen sitzt und diese nach und nach zersetzt. Die Fruchtkörper erinnern in ihrer Form an ein Hirschgeweih und sind an den Spitzen grauweiß bepudert. Im Frühjahr verschwindet das Puder und es bilden sich kleine Kügelchen an der Oberfläche der Fruchtkörper, in denen die Sporen für die Verbreitung des Pilzes gebildet werden. Der Pilz ist in Deutschland weit verbreitet. Im Museumsgarten steht er derzeit auf der Bruch-Weide (Salix fragilis).

Und schon ist der Frost da

Erst vor kurzem haben wir die Gemüsebeete am Pfalzmuseum winterfest gemacht. Genau zur richtigen Zeit! Bevor wenig später dann der erste Schnee in Bad Dürkheim lag und auch frostige Nächte folgten. Den wenigen Pflanzen, die noch in den Beeten standen, sieht man das Frostereignis jetzt auch an: Sie lassen die Blätter hängen, insgesamt wirken die Pflanzen welk und stellenweise matschig. Was ist hier passiert? Die Pflanzen, die wir haben stehen lassen, sind eigentlich frostempfindlich. Durch das Absinken der Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes kommt es in verschiedenen Pflanzenorganen, meist den exponierten Organen wie Blättern, zu einer Eisbildung. Dies kann zwischen oder in den Blattzellen passieren. Dadurch werden lebenswichtige Strukturen zerstört. Weiterhin kommt es zum Vertrocknen der Pflanzen, denn Wasser in Form von Eis kann von der Pflanze nicht genutzt werden. Natürlich haben Pflanzen, die in den kälteren Regionen der Erde beheimatet sind, Strategien entwickelt, um die negativen Folgen von Frostereignissen gering zu halten. Sie bilden z.B. Substanzen, die wie Frostschutzmittel wirken, oder wachsen als dichte, niedrige Polster oder haben eine dichte Behaarung.

Gigawuchs

Erst im November haben wir von extrem großwüchsigen und besonders hohen Exemplaren der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) berichtet. Ein weiteres Exemplar von Gigawuchs ist uns nun beim Gänseblümchen (Bellis perennis) untergekommen. Dies ist wohl eine Pflanze, die die meisten kennen. In der Regel wächst sie in Parkrasen oder auf Wiesen. Wenn der Standort, an dem die Gänseblümchen stehen, jetzt besonders gut gedüngt ist, also viel Stickstoff vorhanden ist, dann kann es zu einer anormalen Produktion von Biomasse kommen, die sich in so einem Riesenwuchs äußert. Wir haben an dieser Stelle vermutlich nicht regelmäßig genug das Mahdgut oder die Teichlinsen von der Wiese entfernt und deshalb für einen erhöhten Stickstoffeintrag gesorgt. Für die Vorstellung des Ausmaßes der Größe ist der kleine Daumen der Botanikerin daneben :-). Nun könnte man denken, klasse, viel Stickstoff, dann habe ich größere Pflanzen. Dies machen sich natürlich die Hersteller von Düngemittel zunutze. Leider gibt es zahlreiche Pflanzenarten, die durch zu viel Stickstoff verdrängt werden. Weiterhin verweichlicht zu viel Stickstoff das Gewebe und macht die Pflanzen anfälliger für Krankheiten.


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    Dornen

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    Stacheln

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Dornröschen muss Stachelröschen heißen

Ja, die Geschichte von Dornröschen ist ja ganz schön anzuhören, aber aus biologischer Sicht stimmt da etwas nicht. Eigentlich muss Dornröschen nämlich Stachelröschen heißen. Das liegt daran, dass das, was an der Rose so piekst, eigentlich Stacheln sind und keine Dornen. Um den Unterschied zwischen Stacheln und Dornen zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, woraus diese bestehen. Stacheln wachsen einfach aus dem Pflanzengewebe heraus und können überall an der Pflanze entstehen. Sie lassen sich meist relativ leicht entfernen (versucht das doch einmal bei Rosenstacheln) und sind nicht mit Leitbündeln für die Versorgung mit Wasser durchzogen. Dornen hingegen sind umgebildete Pflanzenorgane wie Blätter, Nebenblätter oder ganze Triebe. Die Dornen der Schlehe z.B. sind umgewandelte Seitensprosse.

Überlebenskünstler

Eigentlich ein total feindlicher Ort für jegliches Wachstum sollte man meinen, wenn man sich die großen Findlinge um den Gartenteich im Museumgarten anschaut. Dennoch offenbart ein genauer Blick auf die Steine, dass die Oberfläche mitnichten nur aus Stein besteht. Zahlreiche weitere Lebewesen, die den widrigen Bedingungen (z.B. Fehlen von Humus) trotzen, haben sich eingefunden. Meist handelt es sich hierbei um Flechten. Als Lebensgemeinschaft von Algen und Pilz sind sie „als Team“ in der Lage, Standorte zu besiedeln, an denen andere Lebewesen nicht überleben könnten. Auf den Steinen steht den Flechten kaum Wasser zur Verfügung. Sie könnten dies auch nicht über Wurzeln aufnehmen, da sie so etwas nicht besitzen. Wie ein Schwamm nehmen sie über ihre gesamte über Oberfläche Tau oder Regenwasser auf. Das bedeutet aber auch, dass sie durch den Regen die aus der Luft ausgewaschenen Schadstoffe aufnehmen. Verschiedene Flechtenarten reagieren unterschiedlich auf Luftverschmutzungen und dienen so als Anzeiger.

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