Pfalzmuseum für Naturkunde

draußen zuhause

Mai

Klebrige Angelegenheit

Ein eher unauffälliges Pflänzchen ist das Knäuel-Hornkraut (Cerastium glomeratum). Würden nicht ständig Pflanzensamen an den Stängeln kleben, würde es vermutlich so gut wie niemandem auffallen. Die meisten Pflanzen sind mittlerweile verblüht. Dies hat den Vorteil, dass man den Namensgeber der Gattung jetzt deutlich sehen kann: Die Früchte sind wie ein Horn gebogen. Den Beinamen „Knäuel“ trägt diese Pflanze übrigens, weil die zahlreichen Blüten eher kurz gestielt sind und dadurch knäuelig wirken. Die ganze Pflanze hat außerdem eine auffällig maigrüne Färbung. Dass ständig Pflanzensamen an den Stängeln hängen bleiben, hat mit den zahlreichen Drüsenhaaren zu tun, die sich auf der gesamten Pflanze finden. Es handelt sich hierbei um Haare, welche als Drüsen klebrige Sekrete abgeben. In Deutschland gibt es knapp 20 verschiedene Hornkraut-Arten. Das hier gezeigte Knäuel-Hornkraut zählt zu einer der am weitesten verbreiteten Arten in der Pfalz.

Wilder Lauch

Zahlreiche Menschen pflegen im eigenen Garten ein Kräuterbeet und vermutlich wird sich darin auch Schnittlauch befinden. Er zählt zu einer beliebten Pflanze in der Küche und kann vielseitig eingesetzt werden. Aber auch in der Natur gibt es verschiedenen Laucharten, welche als Ersatz für Schnittlauch genutzt werden können. Bärlauch (Allium ursinum) kennen wohl die meisten. Er hat rein optisch nur wenig mit dem klassischen Schnittlauch gemein, denn seine Blätter sind ungewöhnlich breit und außerdem blüht er weiß. Während der Bärlauch vielerorts schon am Abblühen ist, strecken jetzt die nächsten Laucharten ihre Knospen in die Sonne. In der Pfalz kann man derzeit an Wegrändern den Schlangen-Lauch (Allium scorodoprasum) und auch den Gemüse-Lauch (Allium oleraceum) regelmäßig finden. Noch blühen sie nicht, aber wenn die Tage wieder wärmer werden, kann es nicht mehr lange dauern. Von beiden Arten kann man sowohl die Zwiebeln als auch die Blätter essen. Während der Schlangen-Lauch erst in diesem Jahr frisch getrieben hat, hat der Gemüse-Lauch das bereits im Herbst getan. Jetzt im Sommer wird dann die Blüte ausgebildet. Die Blätter vom Gemüse-Lauch sind so schmal wie Schnittlauch und können auch wie dieser verwendet werden.

Alles voller Kaugummi?!

Es ist nicht so, dass im Innenhof des Pfalzmuseums über die Jahre hinweg immer wieder Besucher ihr Kaugummi ausgespuckt haben und unser Pflaster deshalb so zahlreiche weiße Punkte aufweist. Vielmehr haben wir es hier mit einer Flechte zu tun. Die Kaugummiflechte (Lecanora muralis), die gelegentlich auch als Mauerflechte bezeichnet wird, ist eine in Deutschland weitverbreitete Flechtenart. Sie gehört zu der Gruppe der Krustenflechten, da ihr Lager eng dem Untergrund anliegt. Die Flechte ist rosettenförmig mit einem gelappten Rand und blass grünlich gefärbt. In der Lagermitte können sich je nach Alter der Flechte scheibchenförmige Fruchtkörper bilden. Die Art kommt vor allem auf Kalk- oder Silikatgestein vor und ist ein Ubiquist. Das bedeutet, man kann sie fast überall finden. Auf Gehwegplatten, an Mauern, auf Grabsteinen etc., selten auch auf Bäumen. Bei Flechten handelt es sich weder um Pflanzenkrankheiten, noch um Schädlinge am Holz oder Gestein, sondern um eine Symbiose zwischen Alge und Pilz.

Pfui, das stinkt!

Der Name ist hier Programm. Der Stink-Storchschnabel (Geranium robertianum), der auch als Stinkender Storchschnabel oder Ruprechtskraut bezeichnet wird, hat seinen Namen nicht von ungefähr. Die gesamte Pflanze enthält ätherische Öle, die für den üblen Geruch verantwortlich sind. Fasst man die Pflanze an, riechen danach die Hände unangenehm. Der Stink-Storchschnabel kann bis zu 50 cm hoch werden, ist meist lang behaart und hat handförmig geteilte Blätter. Die Art ist ausgesprochen Schatten verträglich und kann dort große Dominanzbestände ausbilden. Weiterhin bevorzugt sie stickstoffreiche Böden. Auch im Museumsgarten haben wir am Treppenaufgang zahlreiche Individuen. Die pinkfarbenen Blüten bestehen aus fünf Blütenblättern und haben violette Staubblätter. Die Früchte sind länglich und erinnern an den Schnabel eines Storches. Wenn sie reif sind, werden die Samen aus den Früchten geschleudert.

Bibernelle, Pimpinelle oder Pimpernelle? Was ein Namenswirrwarr!

Der Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor) zählt zu den Pflanzen, die zahlreiche volkstümliche Namen erhalten haben. Bibernelle, Pimpinelle oder Pimpernelle zählen zu den eher häufiger benutzten Begriffen. Doch sie sorgen auch für Verwirrung. Ist doch die Bibernelle oder Pimpinelle für manche Menschen eine ganz andere Pflanze. Während der Wiesenknopf zu den Rosengewächsen zählt, gehört die (eigentliche) Bibernelle (Pimpinella) zu den Doldenblütlern. In der Frankfurter Grünen Soße zum Beispiel ist einer der Hauptbestandteile das Kraut der Pimpinelle – in dem Fall ist damit aber der Kleine Wiesenknopf gemeint. So ist das manchmal mit deutschen Namen für Pflanzen, sie sind mitunter nicht eindeutig. Der wissenschaftliche Name lässt in diesem Fall eine eindeutige Identifikation zu. Übrigens ist der Kleine Wiesenknopf ein bewährtes Mittel gegen Grippe und Halsentzündungen. Die Blätter haben einen an Gurke erinnernden Geschmack und können als Erfrischer in Getränken verwendet werden.
Der Blütenstand vom Kleinen Wiesenknopf ist meist sehr auffällig. Interessant ist der Aufbau der einzelnen Köpfchen. An der Spitze der Köpfchen findet man die weiblichen Blüten mit ihren roten, pinselförmigen Narben. Darunter folgen zwittrige Blüten, die männliche und weibliche Blütenbestandteile aufweisen, und der untere Bereich wird von männlichen Blüten gebildet, welche neben der grünen Blütenhülle nur noch aus gelblichen Staubfäden bestehen.

Hahn oder Henne?

Ein Kinderspiel aus früherer Zeit. Ob die Jugend heutzutage dieses überhaupt noch kennt? Man nehme ein Wiesengras, welches eine ausgebreitete Rispe hat. Gut geeignet sind hierfür die Rispengräser, wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) oder Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis). Dann fragt man sich selber oder sein Gegenüber, ob es ein Hahn oder eine Henne wird. Zur Beantwortung der Frage wird die Rispe unterhalb der Blüten fest mit zwei Fingern gegriffen (meist Daumen und Zeigefinger) und dann nach oben geschoben. Das entstandene Büschel wird dann betrachtet und sich für Henne oder Hahn entschieden. Wenn das Büschel gleichmäßig und kurz ist, ist es eine Henne, wenn es auch längere aufwärts zeigende Elemente gibt, ist es ein Hahn. Rispengräser sind weit verbreitet und man kann sie an unterschiedlichen Standorten finden. Auf Wiesen am häufigsten vertreten sind wohl die beiden oben genannten: das Gewöhnliche und das Wiesen-Rispengras. Sie unterscheiden sich sehr markant in der Länge des Blatthäutchens. Man kann dieses meist häutige und farblose bis weißliche Häutchen gut erkennen, wenn man ein Stängelblatt abwärts biegt. Beim Wiesen-Rispengras ist es kurz, beim Gewöhnlichen Rispengras lang V-förmig ausgezogen.

Erdbeerzeit

Der Mai ist Erdbeerzeit! Überall kann man jetzt Spargel und Erdbeeren an kleinen Ständen kaufen. Die Kultur-Erdbeere mit ihren großen, saftigen Früchten ist ein gern gesehener Gast zu Hause für Kuchen, Nachspeisen und andere Leckereien. Doch viel zu oft vergessen wir hierbei die Erdbeeren, die man draußen im Wald finden kann. Zugegeben, die Früchte sind meist recht klein und es ist mühselig, eine ausreichende Menge für ein Dessert oder einen Kuchen zu sammeln, aber es lohnt sich. Geschmacklich unterscheiden sie sich von der Kultur-Erdbeere, da sie eine eher herbe Note aufweisen. Die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) kommt, wie der Name bereits vermuten lässt, vor allem in Wäldern oder Gebüschen vor. Sie ist wintergrün, d.h. ihre Blätter kann man das ganze Jahr über sehen. Die Art vermehrt sich vor allem über die Ausbildung von Ausläufern. Derzeit steht sie in Vollblüte und im Sommer kann man dann überall im Wald die kleinen, roten Erdbeeren sehen. Verwechseln kann man die Art vor allem mit der Frucht der Scheinerdbeere. Das merkt man aber spätestens, wenn man die Frucht im Mund hat – sie schmeckt fade. Die Scheinerdbeere kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum und breitet sich zunehmend in Wäldern aus. Illegal im Wald entsorgter Kompost trägt seinen Teil dazu bei.
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