Pfalzmuseum für Naturkunde

draußen zuhause

Juli

Was ist denn hier krumm?

Zugegeben, auf den ersten Blick erschließt sich einem nicht, woher der Acker-Krummhals (Anchusa arvensis) seinen Namen hat. Wenn man die Pflanze sieht, fällt zuerst einmal eine sehr steife und raue Behaarung auf. Diese ist allen Gewächsen der Raublattgewächse (Boraginaceae) gemein und hat für die Namensgebung der Pflanzenfamilie gesorgt. Borretsch zählt übrigens auch in diese Familie. Aber zurück zum Anfangsproblem. Die Blüten des Acker-Krummhalses sind eher klein und unauffällig und hellblau gefärbt. Wenn man an den Blütenblättern zieht, hat man die gesamte Blüte in der Hand. Die Kelchblätter verbleiben an der Pflanze. Die Blütenblätter sind bis zum Grund zusammen gewachsen. Der schmalere und hellere Teil dieser Blüte, die Kronröhre, ist auffällig gekrümmt. Dies kann mal mehr oder weniger deutlich ausgeprägt sein. Von dieser Krümmung der Kronröhre kommt der Name „Krummhals“. Der Begriff „Acker“ erklärt sich dadurch, dass diese Art vorwiegend auf Äckern und Brachflächen vorkommt.

Riesen im Garten

Wer sich von der Terrasse aus über die Treppe in den unteren Bereich des Gartens aufmacht wird nicht schlecht staunen. Am Gebüschsaum haben sich zwei Riesen eingefunden. Mit Blättern, die um ein Vielfaches größer sind als die „Durchschnittshand“, hat die Pflanze das Prädikat „Riese“ wahrlich verdient. Es handelt sich hierbei um die Große Klette (Arctium lappa). Die Pflanzen können eine Höhe von fast 2 m erreichen. Unsere beiden sind mindestens schon 1 m hoch. Die Blätter sind herzförmig-oval und können eine Länge von bis zu 50 cm erreichen. Bekannt sind Kletten vor allem wegen der Blütenköpfe, die im Herbst regelmäßig an der Kleidung hängen bleiben. Die Hüllblätter sind hakig gekrümmt. Das ist der Grund dafür, dass sie wie Widerhaken in der Kleidung, aber auch dem Fell von Tieren hängen bleiben. Es gibt verschiedene Klettenarten in Deutschland, welche man unter anderem am Blattstielquerschnitt unterscheiden kann. Die Große Klette ist hierbei die einzige in Deutschland vorkommende Klette, deren Zentralhöhle markig ist (mit schwammigem Gewebe gefüllt). Bei allen anderen Klettenarten ist die Höhle hohl.

Das klebt 1A!

Das Kletten-Labkraut (Galium aparine), stellenweise auch Klettkraut oder Klebkraut genannt, hat seinen Namen nicht von ungefähr. An allen oberirdischen Pflanzenteilen sind zahlreiche Borsten oder borstige Haken zu finden. Wenn man darüberstreicht, fühlen sie sich rau an – oftmals sind sie sogar rückwärts ausgerichtet. Diese Borsten sind der Grund dafür, dass Teile der Pflanze sehr leicht an anderen Pflanzen, Tieren und auch Menschen kleben oder hängen bleiben. Dies können zum einen ganze Pflanzenteile sein oder aber nur die kleinen, kugeligen Früchte, die aus zwei Teilfrüchten bestehen. Gerade wenn man hoch bewachsene Waldwege entlang geht, kann man sich anschließend die Samen aus den Socken oder von der Hose pulen. Man kann übrigens auch lästige Geschwister mit Pflanzenteilen bewerfen, die diese dann mühselig entfernen müssen. Im Kopfhaar ist das Kletten-Labkraut keine Freude … Die Fähigkeit des Anheftens ist eine Anpassung an die Verbreitung durch Mensch und Tier. Während das Kletten-Labkraut früher vor allem im Wald und am Waldrand vorkam, kann man es jetzt immer häufiger auch auf Äckern und an Ruderalstellen finden. Die Art bevorzugt stickstoffreiche Standorte.

Superfrucht Brombeere

Wer Brombeeren für den Verzehr pflücken möchte, muss hart im Nehmen sein. Denn die meisten Arten, die man in der Natur findet, sind über und über mit Stacheln besetzt. Das kann natürlich beim Pflücken der leckeren Beeren äußerst unangenehm sein. Aber die Mühe lohnt sich. Die Brombeere zählt nämlich zu den Superfrüchten, auch als „Superfruit“ bezeichnet. Neben dem angenehm süßsäuerlichen Geschmack sind sie reich an Vitaminen und auch Mineralstoffen. Mangan, Eisen und Magnesium zählen zu den Hauptbestandteilen. Sie sind wichtig für Knochen, Nervensystem und Muskelfunktionen. 
Wer jetzt meint, alle Brombeeren seien gleich vom Geschmack, der hat sich leider geirrt. Es gibt zahlreiche verschiedene Arten – aus Europa sind über 2000 beschrieben – und jede schmeckt auf ihre Art einzigartig. Man kann auch Arten erwischen, die eher fade und wässrig schmecken. Natürlich kann ein saurer Geschmack auch mit der Reife der Beeren zusammenhängen. Für das optimale Geschmackerlebnis sollten nur dunkelrote Beeren, die sich leicht vom Fruchtstiel lösen, gepflückt werden.

Nieder mit dem JKK!

Was erst einmal wie eine ominöse Organisation klingt, ist eigentlich ein Spitzname für eine schöne Pflanze. Gibt man den Begriff „JKK“ in eine Suchmaschine ein, so ist einer der ersten Einträge „Wie du das JKK bekämpfen kannst“. Doch was ist das „JKK“ und warum will oder sollte man es bekämpfen? Hinter der Abkürzung JKK verbirgt sich das Jakobs-Kreuzkraut oder auch Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea). Es handelt sich um eine zweijährige Art, die wie auch die Kuh- und Sonnenblume zu der Pflanzenfamilie der Korbblütler gehört. Die Pflanzen können bis zu 100 cm hoch werden und bilden weit ausladende, gelbe Blütenstände aus. Die Blütenköpfchen bestehen aus Röhren- und Zungenblüten. Das Jakobs-Kreuzkraut ist eine wichtige Bienenweide-Pflanze, da sie auch noch spät im Sommer, wenn es nur wenig andere Blüten hat, noch in Vollblüte steht. Von Ende Juni bis in den September hinein reicht ihre Blütezeit. Mit Glück kann man an den Pflanzen orange-schwarz geringelte Raupen finden: Sie gehören zum Jakobskrautbär, einem Schmetterling, dessen Raupen auf diese Pflanze spezialisiert sind. Doch warum wollen scheinbar alle diese Pflanze los werden? Alle Pflanzenteile vom Jakobs-Kreuzkraut enthalten leberschädigende Gifte. Dies ist der Grund, warum Landwirte und Pferdehalter die Pflanze bekämpfen. Schon kleine Mengen im Futter reichen bei Rindern oder Pferden, um zu einer schleichenden Vergiftung und später dann zum Tod zu führen. Auf der Weide meiden Tiere das Kraut, da es bitter schmeckt. In Heu oder Silage wird es allerdings mit gefressen.

Doppelt hält besser

Als Faustregel kann man sagen, dass auf jeder Pflanzenart mindestens ein pflanzenparasitischer Pilz vorkommt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Pilzgruppe, die auf lebenden Pflanzen lebt und sich von diesen ernährt. Auf den Fotos ist eine Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) zu sehen. Viele kennen sie sicherlich als Unkraut im Garten. Schaut man sich die Fotos genauer an, so fallen verschiedene Gebilde auf: Auf der Blattunterseite sind gelb-orange Flecken zu sehen. Das sind die Sporenlager eines Rostpilzes. Er heißt Wolfsmilchrost (Melampsora euphorbiae) und kommt nur auf einigen wenigen Arten innerhalb der Wolfsmilcharten vor. Er befällt keine anderen Pflanzen. Die Garten-Wolfsmilch wird sehr häufig davon befallen. Am Stängel kann man noch weitere Strukturen erkennen, nämlich einen weißlichen Filz. Darunter ist der Stängel durch den Befall  etwas rötlich gefärbt. Auch hierbei handelt es sich um einen Pilz, und zwar um den Gewöhnlichen Echten Wolfsmilchmehltau (Podosphaera euphorbiae). Auch diese Art kommt nur auf Wolfsmilcharten vor und befällt keine anderen Pflanzen. In diesem Fall ist die Pflanze also mit zwei verschiedenen Pilzen befallen. Sie gehen sich durch die abweichende Wahl des Infektionsortes (Blatt bzw. Stängel) aus dem Weg. Die Pflanze wird durch den Befall in der Regel nicht absterben, ist aber geschwächt.

Aus blau mach rot

Glockenblumen kann man derzeit überall sehen – auf Wiesen, an Wegrändern und auch in Gärten. Sie haben in der Regel blau- bis lilafarbene Blüten, die, wie der Name bereits vermuten lässt, glockenförmig sind. Nun gibt es einen kleinen Trick, wie man aus diesen blauen Blüten rote oder rosa Blüten machen kann. Hierzu benötigen wir Ameisen, am besten gleich eine Ansammlung von mehreren Ameisen. Hält man eine Glockenblumenblüte oder einen Blütenstand in oder an einen Ameisenhaufen, werden die Ameisen sofort über die Blume herfallen und sie mit Ameisensäure aus ihrem Hinterleib bespritzen. Sie nehmen die Blume als Eindringling wahr und versuchen sie mit dem Aussondern der Ameisensäure abzuwehren. Bei Hautkontakt führt Ameisensäure zu Quaddeln und Juckreiz, ähnlich dem von Brennnesseln. Ameisensäure auf blauen Blüten führt aber dazu, dass diese sich an den Kontaktstellen rot bis rosa färben. Warum dieser Farbumschlag? Glockenblumenblüten sind nur im basischen Milieu blau gefärbt; im sauren sind sie rot gefärbt. Mit allen anderen blauen Blüten geht dieser Trick natürlich auch, wie z.B. Veilchen oder Rittersporn. Die Blütenfarbe Blau oder Rot hängt hier also lediglich vom Säuregrad der Blütenblätter ab.
Weitere interessante Naturtricks kann man hier nachlesen:
BN-Taschenführer „Trickkiste Natur. 40 Naturwunder vor deiner Haustür: entdecken – staunen - ausprobieren“.
Share by: