Pfalzmuseum für Naturkunde

Der Leguanzahn

Iguanodon-Zahn

(LWL-Museum für Naturkunde Münster)

Iguanodon um 1854, Tischmodell

(Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)

1822–1853

Der englische Arzt Gideon Mantell fand im Jahre 1822 in einem Steinbruch in Sussex, Südengland, große spatelförmige Zähne unklarer Zuordnung. Ein Jahr später bemerkte er die verblüffende Ähnlichkeit seiner Funde mit den Zähnen heutiger Leguane. Dem Größenunterschied nach schätzte Mantell, dass die fossilen Zähne von einem 18 Meter langen, pflanzenfressenden Reptil stammen. 1825 gab er diesem Tier den Namen Iguanodon (= „Leguanzahn“). Als 1834 neben Knochen auch ein kegelförmiger Knochendorn gefunden wurde, rekonstruierte Mantell das seltsame Tier als riesigen Leguan mit Nasenhorn.

1854–1881

Für eine Serie lebensgroßer Modelle prähistorischer Tiere im Crystal Palace Park in London wurde vom englischen Bildhauer Benjamin Waterhouse Hawkins auch der inzwischen als Dinosaurier erkannte Iguanodon rekonstruiert. Untersuchungen des englischen Anatoms Richard Owen hatten ergeben, dass die Gliedmaßen der Dinosaurier jenen großer Landsäugetiere ähnlich waren. Iguanodon wurde daher als wuchtiges, rhinozerosartiges Reptil mit säugetierähnlichen Beinen, kurzem Schwanz, Schuppenkleid und kleinem Nasenhorn dargestellt.

Iguanodon in Kängurupose (Heinrich Harder 1910)

 1882–1979

Im Jahre 1878 fand man in einer Kohlegrube im belgischen Bernissart 38 nahezu vollständige Iguanodon-Skelette. Sie wurden von dem frankobelgischen Paläontologen Louis Dollo untersucht, der 1882 Iguanodon mit langem Kopf samt Hornschnabel, längeren Hinter- als Vorderbeinen, vogelähnlich-dreizehigen Hinterfüßen und langem, kräftigem Schwanz präsentierte. Das „Nasenhorn“ entpuppte sich zudem als Daumenkralle. Iguanodon war nun ein fünf Meter hoher Pflanzenfresser von känguruähnlicher Erscheinung mit Händen zum Greifen und bodenschleifendem Schwanz als Stütze beim Abweiden der Bäume.

1980–heute

Knapp 100 Jahre später wurde Iguanodon erneut eingehend durchleuchtet. Dabei kam heraus, dass die erwachsenen, knapp drei Tonnen schweren und bis zu 10 Meter langen Tiere überwiegend doch auf allen Vieren liefen, während sich die Jungtiere zweifüßig bewegten. Der Schwanz wurde horizontal über dem Boden getragen. Fossile Fährten legen nahe, dass Iguanodon in Herden umherzog. Aufgrund der relativ häufigen Funde werden die Tiere heute vielfach auch als „Kühe der Dinosaurierzeit“ bezeichnet.

Iguanodon-Jungtier, Skelett und Lebendrekonstruktion

(LWL-Museum für Naturkunde, Münster)

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